Die Naturkost-, Naturwaren- und Reformwarenbranche besaß keinen einheitlichen Standard für die Verwaltung von Produktstammdaten. Um einen Branchenstandard für Hersteller, Großhändler und Händler zu etablieren, gründete die deutsche Biobranche die Data NatuRe eG. In enger Zusammenarbeit mit dieser Genossenschaft hat Auctores die Entwicklung und Implementation des neuen Standards maßgeblich begleitet und stellt die Infrastruktur für den Datenpool bereit.
Die Vielfalt der Datenformate und Plattformen in der Biobranche sorgte für aufwendige, oft redundante Datenpflege und hohe Fehleranfälligkeit. Um den elektronischen Datenaustausch über standardisierte Formate zu gewährleisten, fanden sich Ende 2015 mehr als 100 Groß- und Einzelhändler, Hersteller und Dienstleister in der Data NatuRe eG zusammen, darunter Alnatura, Dennree, Weiling, Weleda und die Reformhaus eG. Mittlerweile hat die Genossenschaft 589 Mitglieder.
Auctores entschied die Ausschreibung auf Basis des unternehmensübergreifend von IT-Experten der Hersteller und Großhändler erstellten Lastenhefts für sich. Entscheidend war dabei auch die langjährige Erfahrung mit integrierten, webbasierten Lösungen. In übergreifenden Teams entwickelten Data-NatuRe-Arbeitsgruppen und Auctores-Entwickler Felddefinitionen, Warengruppensystematik und Prüflogiken. „Auctores beriet Data NatuRe bei der Planung und Gestaltung ergonomischer Oberflächen und Erfassungs-Elemente und implementierte diese. Auch das Lizenznehmer-Konzept, das Herstellern über ein Rollensystem die selektive Datenfreigabe erlaubt, stammt von Auctores. Da hohe Zugriffszahlen zu erwarten sind, wurde das System auf Performance und Skalierbarkeit ausgelegt.
Größte Herausforderung war die Diversität der Produkte bei gleichzeitig hohem Datenumfang. Zum Start im März 2017 sind im Datenpool 616 Warengruppen in einem einheitlichen Format erfasst. 558 Datenfelder bilden die Details jedes Produkts ab, etwa Bezeichnung, Inhaltsstoffe, Zertifizierungen und Maße. 221 davon sind warengruppenspezifisch, die übrigen gelten für alle Artikel. Das PIM-System (Product Information Management) steht allen Playern der Biobranche offen. Die zentrale Pflege der Artikelstammdaten schaltet bisherige Fehlerquellen aus und senkt IT- und Personalkosten der angeschlossenen Unternehmen. Die Qualität der Daten wird nach einem durch die Branche selbst legitimierten Standard überprüft, was die Daten deutlich zuverlässiger macht.
Ende 2018 ergänzten ein Wiki- und ein Datenblatt-Modul das Portal, die den Nutzern einerseits zusätzlichen Service bieten und zugleich Korrekturen und Änderungen im Datenbestand einfacher, schneller und transparenter gestalten. Das Wiki-Modul erlaubt es allen Nutzern, Ungenauigkeiten oder Fehler in diesen Daten direkt zu dokumentieren und so eine Korrektur anzustoßen. Alle Nutzer des Portals haben im Dashboard der Pflege-Oberfläche eine Übersicht der aktuellsten Wiki-Aktivitäten und einen Übersichtsstatus. Über das Datenblatt-Modul können Hersteller und Datenabnehmer wie Lieferanten und Händler mit einem Klick für jedes Produkt ein Datenblatt mit Informationen für Endkunden erstellen lassen, etwa mit den vorgeschriebenen Zutatenlisten. Für Artikel, die noch nicht online gestellt sind, lassen sich Vorschau-Datenblätter erzeugen. In Entwicklung ist außerdem ein Eigenbau-Datenblatt, in das zusätzlich z. B. Logistikinformationen aufgenommen werden können.
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