Nach einem informativen Tag: Drei Schülerinnen verabschieden sich von Agenturchefin Martina Weigl. - Bild: Auctores
Eine gute Stunde haben die Auctores-Mitarbeiter Maike S., Martin H. und Wolfgang K. Zeit: Eine gute Stunde, in der sie drei Schüler*innen aus der neunten und zehnten Jahrgangsstufe nahebringen wollen, was eine Redaktion eigentlich macht, was Redaktion, Marketing und Kommunikationsabteilung voneinander unterscheidet und wie diese zusammenarbeiten.
Diese Stunde ist Teil der Hop-On-Hop-Off-Woche des Projekts „Sprungbrett Bayern“: Von Montag bis Freitag können Schüler*innen in Betriebe hineinschnuppern, um zu erfahren, welche Berufe sie interessieren könnten. Damit dieser Einblick so umfassend wie möglich ist, steht jeden Tag ein anderes Unternehmen auf dem Plan. So präsentiert Auctores jeden Tag einer neuen Gruppe Jugendlicher, wie die Arbeit in einem Software-Unternehmen und einer Digitalagentur aussieht.
In der Stunde mit Redaktion und Marketing geht es auch um Grundsätzliches: Wie bewegen sich die Schüler*innen heute durch die Medien? Wie unterscheiden sie verlässliche Informationen und Fake News? Welche Grundregeln des Schreibens sollte man immer beachten? Warum ist Barrierefreiheit so wichtig – und kann man sich auf die Antworten von ChatGPT wirklich verlassen?
„Das ist ganz schön viel Information in wenig Zeit. Stellt also bitte gleich eure Fragen, wir beantworten sie dann gerne direkt“, ermutigt K. die Schüler. Die Fragen kommen prompt: Warum soll man Adjektive in journalistischen Texten möglichst vermeiden? Wie sind die drei auf ihre Berufe gekommen? Was waren die spannendsten Themen, mit denen die ausgebildeten Redakteure als Journalisten zu tun hatten?
Neben Antworten auf diese und weitere Fragen wollten S., H. und K. den Schülern noch etwas mitgeben, das die Jugendlichen laut eigener Aussage in der Schule so noch nicht gehört haben: Wie überprüft man, ob man einer Nachricht glauben kann, oder nicht? „Wenn ihr von uns heute eine Sache mitnehmt: Überprüft, was ihr hört, seht und lest“, wünschte sich K.
„Wenn ihr hört, 4.000 Menschen seien in einem entgleisten Zug ums Leben gekommen: Kann das dann stimmen?“ fragte K. die Schüler. Die erkannten das Problem sofort: „Das sind zu viele Menschen für einen Zug.“ Zum Vergleich: Ein ICE hat etwa 750 Sitzplätze.
Die Zahl 4.000 müsse daher entweder falsch sein – oder der Meldung fehle ein entscheidendes Detail. „Wenn der Zug giftige Chemikalien transportiert hat, die in einem dichtbesiedelten Gebiet ausgetreten sind, dann kann das stimmen – aber Todesursache ist dann der Chemieunfall“, ergänzte H.
Aus welcher Quelle kommt die Meldung, also: Wer hat wann was zu welchem Thema gesagt und vor welchem Hintergrund? „Das könnt ihr meist in wenigen Schritten googeln“, sagte K. „Wenn eine Seite in einem Konflikt, einer politischen, einer rechtlichen Auseinandersetzung oder auch bei euch im Freundeskreis etwas behauptet, dann sollte man immer schauen, ob und was die Gegenseite dazu sagt.“
„Außerdem hilft, die Quelle selbst auf Seriosität zu überprüfen: Wenn ein Professor für Astronomie auf Basis des wissenschaftlichen Konsens‘ sagt, die Erde sei rund, dann hat die Gegenbehauptung eines Nicht-Wissenschaftlers, dass die Erde flach sei, nicht denselben Informationsgehalt“, sagt H.
An ihren Praktikumstag bei Auctores erfuhren die Schüler*innen viel über das Unternehmen, die Mitarbeiter und Produkte – etwa das in Schüler*innenkreisen wohlbekannte Videokonferenzprogramm Visavid. In den Abteilungen ging es schnell von der Präsentation in die Praxis: Nach der Vorstellung des jeweiligen Berufs gewannen die Teilnehmer*innen mit Hilfe von Übungen und Mini-Projekten einen Eindruck von den Aufgaben im Alltag.
In der Grafikabteilung durften sie selbst eine Geburtstags-Einladungskarte gestalten und mit nach Hause nehmen. Die Software-Entwickler programmierten zusammen mit den Schüler*innen eine kleine Website, mit der sie über die PokeAPI in einer Online-Datenbank bekannte japanische Anime-Monster samt Informationen suchen konnten.
Die Plätze für das Praktikum bei Auctores waren voll ausgebucht, und die Schüler machten fleißig mit. Außerdem, so hörte man, war die Pause vom Schulalltag eine willkommene Abwechslung. Einige Schüler sagten, sie könnten sich durchaus vorstellen, später im kreativen Bereich oder in der Software-Entwicklung zu arbeiten. „Was man aber auf jeden Fall merkt: Die Stimmung bei euch ist echt gut“, fiel zwei Schülerinnen auf.
Für die Auctores-Mitarbeiter war die Aktion selbst ebenfalls lehrreich. Man macht sich selbst nochmal Gedanken über die eigene Arbeit und könne sich selbst nochmal neu begeistern. Praktika, auch längere, bietet Auctores ohnehin gerne an: Schon einige Interessentinnen und Interessenten haben sich während eines Praktikums entschieden, gleich fest im Unternehmen einzusteigen.
Joshua H., der gemeinsam mit Nora E. verantwortlich für die Organisation des Praktikums war, zog ein rundum positives Fazit: „Ich hatte viele schöne Gespräche mit den Schüler*innen. Dabei habe ich erfahren, dass die Hop-On-Hop-Off-Woche eine großartige Unterstützung ist für eine der wohl wichtigsten Fragen in diesem Lebensabschnitt: ‚Was mache ich nach der Schule?’ Ich denke, dass diese Frage jetzt ein kleines bisschen einfacher zu beantworten ist. Ich hatte jedenfalls viel Spaß in der Woche und hoffe, dass meine Begeisterung für die Softwareentwicklung auch auf die eine oder andere Person abgefärbt hat!“
Das Hop-On-Hop-Off-Praktikum kann man sich als ist eine Art Speeddating zwischen Schülern und Unternehmen vorstellen: Schüler*innen soll die Möglichkeit geboten werden, in einer Woche in fünf unterschiedliche Unternehmen hineinzuschnuppern und fünf verschiedene Berufe und Branchen kennenzulernen. Ein Shuttlebus bringt die Jugendlichen jeden Morgen von der Schule zum Praktikumsbetrieb.
Sprunbgbrett Bayern ist eine Online-Praktikumsbörse für Schüler*innen aller Schularten in Bayern. „Bei uns finden Jugendliche aktuelle Praktikumsangebote aus allen Branchen und bewerben sich direkt bei den Firmen ihrer Wahl“, steht auf der Website. Dabei wolle Sprungbrett Eltern und Lehrkräfte „mit einer breiten Palette an Informationen zu den Themen Bewerbung und Beruf“ unterstützen.
Schulewirtschaft Bayern ist Projektträger des Sprungbretts Bayern. Schulewirtschaft ist eine Initiative des BBW, die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Unternehmen fördern will. Ziel ist es, Schülern frühzeitig Einblicke in die Arbeitswelt zu ermöglichen, Berufsperspektiven aufzuzeigen und den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern. Durch Praktika, Workshops und Projekte sollen wichtige Kontakte geknüpft werden.
Das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (BBW) wiederum ist eine seit 1969 tätige gemeinnützige Organisation, die berufliche Bildung und Weiterbildung in Bayern fördert. Es bietet Umschulungen, Qualifizierungen und maßgeschneiderte Schulungen für Unternehmen und Einzelpersonen. Zudem unterstützt das BBW die Arbeitsmarktintegration, bietet Sprachkurse und beteiligt sich an Innovationsprojekten. Im BBW mit all seinen Gesellschaften sind etwa 10.500 Mitarbeiter in Bayern, Deutschland und international tätig, die laut eigenen Angaben täglich gut 50.000 Menschen schulen.