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Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland werden digitaler

Bild: Blue Planet Studio/Adobe Stock

Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland werden digitaler

Schub beim vernetzten Arbeiten und bessere technische Infrastruktur

Die Wirtschaft in Deutschland ist 2021 im Vergleich zu 2020 digitaler geworden. Insbesondere die äußeren Rahmenbedingungen wie die technische Infrastruktur haben sich verbessert. Digitalisierungsvorreiter sind große Unternehmen der Informations- und Kommunikationsbranche. Zu diesen Ergebnissen kommt der „Digitalisierungsindex 2021“. Er zeigt, wie stark sich die deutschen Unternehmen seit Beginn der Corona-Pandemie digitalisiert haben. Dass nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft insgesamt digitaler wird, geht aus dem „D21-Digital-Index 2021/2022“ hervor.

Prozesse werden digitaler – Produkte jedoch kaum

Treiber des jüngsten Digitalisierungsschubs sind nach Angaben des „Digitalisierungsindex 2021“ – herausgegeben vom Institut der deutschen Wirtschaft und der IW Consult im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums – vor allem verbesserte unternehmensexterne Kategorien. Zu diesen zählen beispielsweise die technische Infrastruktur, die Innovationslandschaft, administrativ-rechtliche Rahmenbedingungen, Gesellschaft und Humankapital. Bei den unternehmensinternen Kategorien kommt die Digitalisierung ebenfalls voran, wenn auch deutlicher langsamer als bei den äußeren Faktoren. Einen besonders starken Zuwachs – von 100 auf 121,1 Punkte – verzeichnet die Kategorie „Prozesse“. Bei Produkten und Geschäftsmodellen hingegen fällt der Digitalisierungsfortschritt geringer aus.

Unternehmen brauchen digitalfreundliches Umfeld

Doch warum entwickeln sich interne und externe Faktoren überhaupt in unterschiedlicher Geschwindigkeit? Die Studie führt zwei Erklärungen dafür an: Die erste Erklärung lautet, dass die äußeren Rahmenbedingungen die unternehmensinternen Möglichkeiten bestimmen. Sie sind also Voraussetzung dafür, dass die Unternehmen intern digitaler werden können. Nach Angaben der Studie haben fast alle unternehmensexternen Kategorien zugelegt, besonders deutlich sogar die Kategorie Humankapital – das heißt, die Fachkräftelücke ist im Betrachtungszeitraum zurückgegangen.

Eher Homeoffice- als Digitalisierungsschub

Eine andere Erklärung ist, dass sich die Coronapandemie unterschiedlich stark auf die internen und externen Kategorien auswirkt – auf die internen Kategorien womöglich sogar eher bremsend. Als Gründe hierfür werden gestiegener Kostendruck, Einsparungen und Unsicherheiten genannt. Digitalisierungsvorhaben seien deshalb möglicherweise ausgesetzt worden. Der Corona-Digitalisierungsschub ist der Studie zufolge deshalb eher ein Homeoffice-Schub, da er nicht umfassend ist, sondern vor allem Prozesse wie das vernetzte Arbeiten betrifft.

Wie sich das digitale Arbeiten in den Pandemiejahren entwickelt hat, ist unter anderem Untersuchungsgegenstand des „D21-Digital-Index“ der „Initiative D21“. Die vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Studie beleuchtet jährlich, wie digitalorientiert die Gesellschaft insgesamt ist. Themenfelder sind Digitalkompetenzen, Gerätenutzung, Zugang zum Internet, Vielfältigkeit der Nutzung und die Einstellung der Menschen zu digitalen Themen.

31 Prozent der Büro-Beschäftigten nutzen Videokonferenzdienste

Fest steht, dass das digitale Arbeiten pandemiebedingt auf ein Rekordhoch gestiegen ist. Die Studie belegt dies durch den Anteil an Homeoffice-Möglichkeiten und den dafür bereitgestellten Geräten und Anwendungen. Im zweiten Coronajahr hat digitales Arbeiten zwar nicht weiter zugenommen, bleibt jedoch auf stabil hohem Niveau. So arbeiten beinahe sieben von zehn Bürobeschäftigten zumindest teilweise von zu Hause aus oder mobil. Nur noch rund 12 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Unternehmen mobiles Arbeiten generell nicht anbietet.

Auch die Nutzung von Geräten und Anwendungen im Beruf hat sich auf hohem Niveau eingependelt. So ist die Geräteausstattung durch Arbeitgeber*innen noch einmal moderat angestiegen, die Nutzung von VPN-Zugängen und Videokonferenzdiensten verbleibt auf Vorjahresniveau. Beispielsweise wurden 31 Prozent der Büro-Beschäftigten von ihrem Unternehmen ein Videokonferenzdienst zu Verfügung gestellt.

Immer mehr Menschen sind sich inzwischen bewusst, dass digitale Kompetenzen im Berufsleben unerlässlich sind: 79 Prozent der Bürger*innen glauben, dass man ohne Grundkenntnisse der Digitalisierung kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Insgesamt empfinden 27 Prozent ständigen Druck, mit den Entwicklungen der Digitalisierung Schritt halten zu müssen.

„Digital Skills Gap“ besteht fort

Doch nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch insgesamt ist die Gesellschaft nach Angaben des „D21-Digital-Index“ etwas digitalorientierter geworden. Erstmals sind mehr als 90 Prozent der Menschen in Deutschland online. Allerdings profitieren niedrig Gebildete und Ältere deutlich seltener von der Digitalisierung als höher Gebildete und Jüngere. Der „Digital Skills Gap“ besteht also fort. Die Studie bescheinigt der Bevölkerung insgesamt ein mittleres Niveau an digitalen Kompetenzen.

Relativ gering ausgeprägt sind Kenntnisse über die Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Umwelt. Hier ist auch der Unterschied zwischen den Bildungsmilieus weitaus geringer als in anderen Bereichen. Die Studienautoren sehen die Politik in der Pflicht, über digitale Nachhaltigkeit aufzuklären, Anreize für umweltbewusste Kaufentscheidungen zu schaffen und neue beziehungsweise schärfere gesetzliche Regelungen für digitale Geräte, etwa was deren energiesparende Gestaltung oder Reparierbarkeit betrifft, auf den Weg zu bringen.

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