Von weniger als zehn Mitarbeitern wuchs die Auctores GmbH auf mittlerweile über 50 Mitarbeiter an. - Bild: Wolfgang Karl/auctores
Wir schreiben das Jahr 2006: Das erste iPhone war noch gar nicht vorgestellt, Angela Merkel war noch keine hundert Tage Kanzlerin und Deutschland erwartete sein Sommermärchen. Da machte sich eine kleine Schar unerschrockener IT-Menschen auf, Karl Weigl auf dem Weg in die Unabhängigkeit zu folgen, als dieser die Auctores GmbH gründete. „Wir werden heute volljährig: Am 21. Februar 2006 war ich beim Notar und habe die Firma gegründet“, sagt Weigl in einer kurzen Ansprache vor der Belegschaft.
Zuvor war hatte Weigl erfolgreich den Geschäftsbereich Software-Entwicklung und Web bei einem IT-Systemhaus aufgebaut. Der Geschäftsbereich entwickelte sich zur Cashcow des Unternehmens und finanzierte andere, weniger gut laufende Unternehmensbereiche quer. Die Entwicklung des Geschäftsbereichs selbst sei dadurch stark eingeschränkt gewesen, erinnert sich Weigl.
So verließ die Auctores GmbH das Unternehmen und setzte selbst einen neuen Kurs. Grund war sicher auch, dass Weigl sich nach eigener Aussage am Scheideweg befand: „Ich war gerade 40 Jahre alt geworden, damals.“ Ein Alter, in dem viele noch einmal vor der Entscheidung stehen, entweder etwas Neues zu beginnen oder weiterzumachen wie bisher.
„Da ich immer schon meinen eigenen Kopf hatte, habe ich die Selbstständigkeit vorangetrieben“, erinnert sich Weigl. Sieben weitere Mitarbeiter gingen mit ihm in die neue Firma. Die Entscheidung, den Bereich teuer aus dem bestehenden Unternehmen herauszukaufen, war auch im Sinne der Kunden, denn die konnten auf diese Weise nahtlos in den Bestand der neuen Firma übernommen werden. „Viele Kunden, mit denen wir schon vor der Eigenständigkeit zusammengearbeitet haben, betreuen wir immer noch“, sagt Weigl.
Die Zeiten von acht Mitarbeitern bei Autores sind schon lange vorbei: Die Auctores GmbH schickt sich an, ein veritabler Mittelständler zu werden mit gut 55 Mitarbeitern – Tendenz steigend. Mittlerweile gründet die GmbH selbst Tochterfirmen aus. Besonders hervorzuheben ist dabei mspaces, die nahtlose digitale Arbeitsplätze für die Zukunft des vernetzten Arbeitens anbietet. Wie alle Auctores-Softwareprodukte und die etwa 2.800 betreuten Websites basiert mspaces auf dem Auctores-eigenen AC-Frame – einem cloudbasierten Open Source Framework. Auf diese zukunftsweisende Entwicklung ist Weigl stolz: Auctores war schließlich eine der ersten Firmen in Bayern, ja in Deutschland, die voll auf die Cloud setzten.
War dieser Weg so von Anfang an vorauszusehen? „Vorauszusehen war es nicht. Es war eine bewusste Entscheidung, auf die Cloud zu setzen“, sagt Weigl. Er ist sich aber sicher, dass der Schritt richtig war: „80 Prozent der Business-Software im Mittelstand ist herkömmliche Server-Client-Software und damit überholt: Das wird in nächsten zehn Jahren alles ersetzt durch Cloud-Anwendungen – schon alleine aus Sicherheitsgründen.“
In die Zukunft will man als starkes Team gehen: Die Fluktuation ist niedrig – was auch daran liegt, dass Weigl bei allem Wachstum doch stark auf den Zusammenhalt innerhalb der Firma setzt. Dass von den acht Mitgliedern der Auctores-Startformation nach 18 Jahren noch fünf dabei sind, zeigt, dass es um das Betriebsklima in der Neumarkter Softwareschmiede nicht schlecht bestellt sein kann.
Zur Auctores Firmenfamilie kamen dabei gerade in der jüngsten Vergangenheit nicht nur neue Mitarbeiter, sondern auch neue Firmen. Neben der bereits erwähnten Tochter mspaces sind das die Joint Ventures Abelo, WorkVital und Allindo, die mit langjährigen Partnern zusammen gegründet wurden. In diesen sieht Karl Weigl wichtige Bausteine für die Zukunft: „Man kann sich dazu entscheiden, sich selbst in einem Markt von Grund auf einen Namen zu machen – oder sich starke Partner zu suchen, die schon einen Namen in einem Markt haben. Der Erfolg wird im zweiten Fall nachhaltiger, da er nicht ausschließlich von meiner Person abhängt, sondern von Partnern mitgetragen wird.“ Partnerschaftliches und langfristiges Denken sind Auctores-Grundpfeiler: Dass die Firma in diesem Jahr erstmals einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen will, erscheint da geradezu zwangsläufig.
„Über die Diversifikation in verschiedene Wirtschaftsbereiche ist ein ganzer Sack an standardisierten Modulen entstanden“, sagt Weigl. So gebe es bei der Auctores-Software-Entwicklung eine hohe „rate of common parts“. Diese Gleichteile-Verwendung sorgt dafür, dass nur noch wenige Bereiche einer Software neu programmiert werden müssen. Auch das ist eine Form der nachhaltigen Ressourcennutzung – ein Ansatz, der schon große Erfolge ermöglicht hat: „Visavid war die erste Anwendung, in der wir schnell gezeigt haben, dass wir das können“, sagt Weigl. Mittlerweile könne man auf dem leistungsfähigen Framework auch CRM, CMS, Zeiterfassung und viele andere Geschäftsprozesse schnell und integrativ anbieten. Anbindungen zu anderen Anwendungen, beispielsweise zu SAP, sind Tagesgeschäft geworden.
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2024. Auctores hat derweil, wie schon vor 18 Jahren, viele neue Ideen in der Pipeline. Veränderung, so scheint es, bleibt die große Konstante. Die nächsten 18 Jahre bei Auctores könnten also mindestens so spannend werden wie die ersten.