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8.000 Kalorien später

Die sieben Höhenberger Radler sind zufrieden am Gardasee angekommen. - Bild: Thomas Stadler/SV Höhenberg

8.000 Kalorien später

Radler des SV Höhenberg fuhren an einem Tag über die Alpen

342 Kilometer auf einen Sitz rissen sieben Radler des von Auctores gesponserten SV Höhenberg ab: Von Brannenburg fuhren sie an einem Stück bis nach Torbole am Gardasee. „Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter“, sagt Thomas Stadler (55) vom SV. Wenn man an einem Tag über die Alpen will, heißt es früh aufstehen: Um ein Uhr nachts schrillte der Wecker. Durch das Inntal führte ihr Weg bis kurz vor Innsbruck und von da an bergauf zur alten Römerstraße. „Da hatten wir dann gleich zwei Pannen. Ein Schlauch hatte ein Loch und ein Reifen einen Schnitt“, sagte Stadler.

Doch davon ließen sich die sieben Höhenberger in Begleitung von sechs weiteren befreundeten Radlern nicht beeindrucken, bald rollte das Peloton weiter. Peloton, der Begriff kommt vom französischen Wort „pelote“ für „Knäuel“: Diese Gruppenbildung sei wichtig für lange Strecken, erklärt Stadler. „Die ersten beiden Fahrer haben die Verantwortung. Sie navigieren, geben Handzeichen und zeigen so den Nachfolgenden Besonderheiten auf der Strecke an.“

Sich gegenseitig durch den Wind helfen

Besonders wichtig sei das Fahren im Peloton allerdings für den Energiehaushalt. „Der führende Fahrer bekommt den vollen Gegenwind ab, der zweite vielleicht noch 75 Prozent und der Rest des Feldes dann in etwa die Hälfte“, sagt Stadler. Darum sei es wichtig, dass jeder mal an der Spitze fahre. Ein großes Peloton helfe da beim Abwechseln.

Doch wie lange brauchte die Gruppe für die Strecke? Für einen Radler geben Kartendienste etwa 18 Stunden und 30 Minuten an. „An reiner Fahrtzeit haben wir 12 Stunden 37 Minuten gebraucht“, sagt Stadler. Der Schnitt lag damit bei 27,1 Stundenkilometern.

Schädlich für die Linie ist so eine Alpenüberquerung nicht: Etwa 8.000 Kilokalorien verbrauche ein Mann von 85 Kilogramm für eine Strecke, sagt Stadler. Rechnet man den Brennwert um, entspricht das einem Verbrauch von einem knappen Liter Diesel – beziehungsweise 0,28 Litern Diesel auf 100 Kilometer. Mensch und Rad, so scheint es, sind ein energieeffizientes Gespann.

Ohne Essen würden die Beine schwer

Dennoch sind 8.000 Kilokalorien für den menschlichen Körper eine Menge. „Das Wichtigste ist das Essen“, sagt Stadler deshalb. Ohne Energieriegel fahre man sich sonst einen sogenannten „Hungerast“. Das Phänomen ist auch als „Mann mit dem Hammer“ bekannt und bezeichnet einen Kohlehydratmangel, den die Leber nicht mehr bedienen kann. In der Folge können Ausdauersportler immer müder werden, die Beine werden schwer. Im Extremfall verlieren manche sogar das Bewusstsein. Bei den Höhenberger Radlern verlief aber alles gut. Ein Blick auf die 2.220 Höhenmeter der Strecke waren wohl genug Motivation für eine ausreichende Energiezufuhr.

Die Alpenüberquerung gilt in der Radsport-Szene als Königsdisziplin. Gerade das unvorhersehbare Wetter in Europas mächtigstem Hochgebirge kann Sportler an ihre Grenzen bringen. Auch die Höhenberger forderte eine Wettererscheinung besonders heraus – allerdings eine, nach der Einheimische fast die Uhr stellen können: Die Ora – italienisch für Stunde – beginnt meist gegen ein Uhr mittags.

Wenn es zum Südwind schlägt

Wenn die von der Sonne aufgeheizte Luft am Nordende des Gardasees nach oben steigt, entsteht ein Vakuum. Dieser Unterdruck saugt neue Luftmassen aus der Poebene an, die mit hoher Geschwindigkeit aus dem Süden heranströmen. Diesen Wind nennt man die Ora. Dabei entstehen Windgeschwindigkeiten von bis zu 40 Stundenkilometern, die den Höhenbergern gerade auf dem letzten Teilstück der Strecke nochmal alles abverlangten.

Am Ende rollte die Gruppe geschafft, aber zufrieden in Torbole am Gardasee ein. „Eine schöne Tour“, zieht Stadler sein Fazit. Neueinsteiger will er motivieren: Mit ein paar Jahren regelmäßigen Trainings könne man die Tour schon schaffen. Interessierte können sich bei der Radsportabteilung des SV Höhenberg über das Trainingsangebot informieren. Man muss als Einsteiger ja nicht gleich mit einer Alpenüberquerung anfangen.

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