Dr. Klaus Weiß stimmt die Auctores-Mitarbeiter mit seinem unterhaltsamen Vortrag auf die Gesundheitstage ein. - Bild: wok
Dr. Klaus Weiß bringt Bewegung in den Laden: Der Geschäftsführer von WorkVital und des Heidelberger Instituts für Gesundheitsmanagment organisierte für den Zeitraum von Mittwoch bis Freitag Gesundheitstage bei der Auctores GmbH. Dabei prüfte Weiß die Belegschaft auf Herz und Körperfett – und räumte mit einem weitverbreiteten Gesundheitsmythos auf.
In einer Ansprache stimmte Weiß die Auctores-Mitarbeiter auf einen verantwortungsbewussten Umgang mit der eigenen Gesundheit ein. Wichtig dabei sei unter anderem, dass man nicht gleich zu streng mit sich umgehe. Für eine erfolgreiche Ernährungsumstellung beispielsweise gab Weiß einen Tipp: „An fünf Tagen kann ich die Umstellung einhalten und an zwei Tagen kann ich gerne mal dagegen verstoßen. Da bin ich zum Beispiel eingeladen zu einer Geburtstagsparty und würde gerne auch ein Steak essen, obwohl ich mir zuvor vorgenommen habe, weniger Fleisch zu essen.“ Denn wer sich keine Freiräume bei einer Umstellung eröffne, halte diese am Ende nicht durch.
„Wir werden alle älter und somit bewegungsfauler“, sagte Weiß – und lud die versammelte Mannschaft dazu ein, spontan das eigene Gleichgewichtsgefühl herauszufordern: Um den Anwesenden ihre neuromuskuläre Situation vor Augen zu führen, ließ er alle kurz auf einem Bein stehen. Dabei sollte man abwechselnd die Augen schließen und öffnen, um das „Gehirn zu überlisten“. Dadurch, dass man nichts sehen könne, habe man keinen Horizont mehr, um sich zu orientieren, erklärte Weiß. Dadurch nivellierten sich die eigenen mentalen Systeme nicht mehr – und man komme ohne innere Stabilität ins Schwanken.
Wer den ganzen Tag auf dem Bürostuhl sitzt, verliert genau dieses innere Gleichgewicht. Eine typische IT-Fachkraft kommt mitunter auf einen Sitzanteil pro Tag von bis zu zwölf Stunden in der Arbeit und im Privatleben. Doch was bedeutet das für die Gesundheit? „In großen amerikanischen Studien liest man, dass eine Frau um die 40, die mehr als acht Stunden täglich sitzt, ohne anschließend körperlich aktiv zu sein, ihre Lebenserwartung um etwa zehn Jahre verkürzt“, sagt Weiß.
Was im ersten Moment wie eine Binsenweisheit klingt, wird im Zusammenhang mit Bürojobs zur Herausforderung: Bewegung ist wichtig. Doch wie integriere ich sie sinnvoll in meinen Alltag? Denn wenn es an Bewegung fehlt, sagt Weiß, bedeutet das, dass alle biologischen Prozesse im Körper auf Stand-by geschaltet werden. „Wir sind Bewegungsmenschen“, sagt Weiß. Was nicht gebraucht wird, fördert der Körper nicht. „Irgendwann gibt es nur noch einen Kopf von uns und zwei Daumen zum Daddeln, den Rest brauchen wir dann nicht mehr.“
Damit die Auctores-Belegschaft ein bisschen mehr für die eigene Bewegung tun kann, hat Weiß ein sogenanntes „Galileo“ mitgebracht. Ein Galileo ist eine Vibrationsplatte. Das Gerät kommt aus der Osteoporose-Forschung: „Dort fand man heraus: Wenn der Muskel nicht am Knochen zieht, bleibt der Knochen schwach oder wird sogar schwächer.“ Auch hier gilt: Was der Körper nicht braucht, spart er ein. „In der Raumfahrt ist es so, dass die Schwerelosigkeit Muskelanspannung gar nicht mehr zulässt“, spielt Weiß auf ein Extrembeispiel an. Nach einem Vierteljahr auf der ISS zum Beispiel nehme die Knochenstabilität um 15 Prozent und die Muskelleistung um 30 Prozent ab.
Die Funktion des Galileos wurde mit einer sogenannten Bed-Rest-Studie in Berlin geprüft: Es haben sich zwölf Studenten gefunden, die sich freiwillig sechs Wochen ins Bett legten und nicht aufstehen durften. Sechs Personen konnten sich praktisch kaum bewegen, sechs wurden auf der Vibrationsplatte durchgeschüttelt. Doch was macht das Gerät so besonders, wenn es darum geht, Bewegung in stressige Arbeitstage zu integrieren? „Wenn an diesem Gerät 20 Hertz angezeigt werden, dann heißt das im Prinzip: Mache ich während dieser Sekunde eine Kniebeuge, entspricht das 20 Kniebeugen ohne Gerät.“
Das bedeutet: Innerhalb von drei Minuten hat man die Möglichkeit, ein Programm durchzuführen, für das man sonst eine halbe Stunde braucht. Das ist schon aus Effizienzgründen attraktiv.
Getestet wurde an den Gesundheitstagen bei Auctores außerdem die Herzfrequenzvariabilität (HRV). „Die HRV sagt etwas über meine Herzkreislaufsituation aus“, erklärt Weiß: Ist man gestresst oder aktiv, schlägt das Herz in anderen Rhythmen als im Ruhezustand. Dazu wird die Variabilität der Abstände zwischen einzelnen Herzschlägen gemessen. Je unregelmäßiger das Herz schlägt, desto mehr befinde ich mich in Ruhe. Steigt hingegen der Stress, taktet das Herz seine Schläge präziser.
Außerdem wurden in den Gesundheitstagen das Körperfett mittels Infrarot-Technologie gemessen, der BMI und die Anteile von Kohlehydrat- und Fettstoffwechsel errechnet – und mit einem Mythos aufgeräumt. So hat es nichts mit Gesundheit zu tun, dass man angeblich 10.000 Schritte pro Tag gehen soll: „Japaner haben einen Schrittzähler gebaut und wollten den vermarkten – also haben sie die Botschaft verbreitet, dass man jeden Tag 10.000 Schritte gehen soll“, entlarvt Weiß eine vermeintliche Gesundheits-Faustregel als dreiste Werbelüge. In der steckt dennoch ein wahrer Kern: „Wichtig ist es im Endeffekt, aktiv zu sein.“
Faulheit verteufelt Weiß allerdings auch nicht: „Wir mussten in der Evolution vernünftig mit unserer Energie umgehen“, sagt er. Ruhephasen seien wichtig gewesen in Zeiten, in denen Nahrungsmangel herrschte. Wer also faul sein konnte, der habe sich auch fortgepflanzt „und wir sind das Ergebnis dessen“. Doch heute könne man sich eben alles im Supermarkt kaufen, muss es nicht mühsam erjagen und müsse darum aufpassen, was man alles zu sich nehme.
Aufpassen musste man schon im Vorfeld der Gesundheitstage, um überhaupt dranzukommen: Die Terminlisten für Tests bei Weiß waren bereits vor seinem informativen und unterhaltsamen Vortrag ausgebucht. Darum wird der erfolgreiche Erstling auch nicht die letzte Gesundheitsaktion bei Auctores bleiben. Bereits Anfang April wird Klaus Weiß nochmal kommen und wieder Bewegung in den Laden bringen.